Samstag, 16. Mai 2009

Dollhouse: Season 2

Es ist das schier unmögliche eingetreten. Trotz miserabler Ratings und zweifelhaftem Kritikererfolg setzt Fox auf Stabilität im Programm und gibt uns tatsächlich eine zweite Staffel Dollhouse.

Die letzten Stunden waren völlig nervenaufreibend für mich, vor allem da die Nachrichten sich häuften, das es gut aussieht, und jede einzelne sich mehr und mehr wie aus einem dadaistischen Traum las. Aber es ist passiert. Montag wird's offiziell verkündet.

Oh, welch Tag. Genau ein Jahr nachdem wir damals den ersten Trailer gesehen haben. Ich werd verrückt.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Nochmal: DVD

Derzeit wird die Dollhouse DVD recht erfolgreich von den Fans in den Amazon-Charts hochgehyped, also auch von mir nochmal der Hinweis: Nichts überzeugt Fox besser davon, dass sich ne zweite Staffel rentiert, als ihnen tatsächlich Geld zu geben. (Randnotiz: DVD und Blu-Ray haben seit heute auch ein Artwork.)


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Review: 1x11 „Briar Rose“

Es wird Zeit, den Knoten zu vollenden. Dollhouse mutiert langsam aber doch zu einer Staffel, bei der die Summen immer einen Übertrag haben, und was herauskommt, neben einem tollen Ergebnis, auch noch ein wunderschönes Jenseits offen lässt. Eine zweite Staffel hat noch immer so viel zu sagen. Und trotzdem wurde schon hier so viel gesagt.

Die Konvergenz all der bisher eingebrachten Themen und die Idee, die tatsächliche Zusammenführung der moralischen Positionen mit der Prämisse, der Dollhouse-Technologie, gerät dabei, wie in „Briar Rose“ oftmals, zu einem Getöse, zu einem Ozean an kaum zu durchdringenden Beats-per-minute, der eine gute Klimax allzuoft auszeichnet. Wenn ich an die bisherigen Whedon-Werke denke, fällt mir keine Staffel ein, die in einem thematisch und moralisch ähnlich vertrackten Orkan reinpurzelt wie diese hier.

Dabei wäre einzig Staffel 6 von Buffy (schon seit „Ghost“) der einzige Anhaltspunkt im Zurückrechnen der Whedon-Vision. Wenn wir denn zurückrechnen wollen, so ist die moralische Auflösung die dort stattfindet, der effektive Tod von Buffy als moralischem Anker, die Widergeburt Spikes, Willow’s Wahnsinn und Xander und Anya’s Scheitern, die einzige mit der wir das hier Dargebotene vergleichen könnten. Aber ein wesentlicher Unterschied bleibt: Buffy dekonstruierte die moralische Gemeinschaft nach 5 Jahren spannenden Mitfieberns. Dollhouse hingegen hat gar nichts, was zu dekonstruieren wäre, da wir schon in einem derartig unsicheren Hafen von Anfang an hineingeworfen wurden. „Briar Rose“ dreht nun diese Unsicherheit weiter zu, sperrt uns ein, hinterfragt unterwegs alles und jeden, und lässt uns mit einem gierigen Verlangen nach Mehr zurück, das uns selbst irgendwie anekelt. Ich weiß nicht genau, ob ich derartige Vergleiche anstellen möchte oder kann, aber diese Staffel hat mich jetzt schon mehr berührt, beohrfeigt und beleidigt als alles was Whedon bisher gemacht hat. Dafür danke ich nicht nur ihm, sondern auch Jane Espenson, die „Briar Rose“ geschrieben hat.

Macht’s überhaupt noch Sinn, eine eigene SPOILER-Section zu machen?

Prinzen

Denken wir z.B. an den Kampf zwischen Boyd und Paul. Sie kämpfen um einen Körper, der für sie zwei verschieden Sachen symbolisiert: Boyd kämpft um Echo, da er weiß, dass sie draußen verloren ist, und weil er weiß, dass ohne die Technologie des Dollhouses, Echo nicht zu helfen ist. Der Komplize kämpft also darum, den Schaden des Systems am und im System zu beheben. Paul hingegen kämpft um Caroline, um den (harmonisch vermuteten) Urzustand, bevor das System zuschlug. Bezeichnend war für mich, dass ich einfach beim besten Willen nicht entscheiden konnte, für welchen Prinzen ich denn in dem Kampf nun juble. Beide sind Arschlöcher mit fragwürdigen Motiven, beide sind in ihrem Trans-Cop-Dasein allzuoft zum Mitspielen nach Adelles Regeln gebracht worden. Nichts symbolisiert das schöner, als dass ihr Fight im Dollhouse selbst stattfindet, nicht in der wirklichen Welt, vor einem Richter oder vor der Gesellschaft, die tatsächlich dabei ist zu verschwinden, weil es diese Technologie gibt.

Während also die Prinzen-Rolle in dem Fight völlig unschlüssig bleibt, haben wir mit Alpha den tatsächlichen Prinzen in der Folge ja schon gefunden. The curtains close on a kiss, god knows, und der Kuss ist zwischen unserem Damsel und dem psychopathischen Serienmörder. Nochdazu ist unser Damsel zu jemandem geworden, den wir nicht mal ansatzweise erahnen können, Echos Imprint bleibt völlig unklar am Ende. Außerdem erinnert uns der Prinz ja auch an Echos tatsächliche Involviertheit in dem Fight: Ihre Entscheidung für Boyd und gegen Paul wurde getriggert durch zwei Erinnerungen. Paul als Gegner in „Man on the Street“, und Boyd als Freund in „The Target“. Während die beiden sich also die Schädel einschlagen, schnappt Echo zwei völlig artifizielle und arbiträre Ereignisse auf, den DBG-Imprint (sogar ohne die hidden Message) und den Handler-Trust-Imprint, zwei Produkte der Technologie. Ihre Seitenwahl kann willkürlicher nicht sein. Paul ist als ambige Figur da sogar spannender, da sie „zufällig“ ja auch harmlosere Momente mit ihm erhaschen hätte können, während bei Boyd meiner Ansicht nach nur nette, hilfreiche Szenen zur Auswahl standen. Diese Asymmetrie erklärt die systematische Unbalance der Charaktere, die um Echo kämpfen und ihre Ironie: Dass Boyd nur schöne Erinnerung liefern könnte und auch tatsächlich derjenige ist, den Echo dann auswählt, ist gerade deshalb so tragisch, da er der Komplize des Systems ist. Dass Paul, als jemand, der einer Fantasie nacheilt und ein womöglich cooleres Ziel verfolgt (nämlich Echo als Beweis für das Dollhouse zu verwenden und das ganze Ding zu stürzen), der ambige Zuschauer ist, tut gerade deshalb weh, weil er unser Ankerpunkt für alle Befreiungsfantasien von Anfang an war.

Dornröschen

Aber als ob dieser epische Fight nicht genug Material für eine Folge wäre, haben wir on top of that (wie in The Dark Knight nach der nervenzerfetzenden Fähren-Situation) auch noch einen tatsächlichen Prinzen, den Big Bad Alpha, der Echo befreit. Dass Jane Espenson dieses Märchen für Echos Story gewählt hat, ist nur allzu passend: Der Prinz kommt nämlich völlig lame in letzter Sekunde und kassiert den ganzen Credit. Echos Geschichte hat aber viel mehr Parallelen zum Grimmschen Märchen. So wurde Dornröschen bei der Party von elf Feen mit guten Eigenschaften imprinted (!), sowie von einer schlechten, nämlich ihrem hundertjährigen Schlaf. Carolines fünfjähriger Schlaf im Dollhouse, dem Schloss mit Stacheldraht und Dornen, ist Resultat von Formierungsprozessen, die schon früher begonnen haben. Das System greift nicht erst ab dem Gespräch zwischen Adelle und ihr, das System operiert schon seit jeher auch in jedem Außen, dass es kategorisch zulässt, eine Lektion, die Caroline schmerzhaft auch in „Needs“ lernen musste.

Dass Echo hier angebunden wird an „Haunted“ und „Ghost“ ist dabei noch der netteste Nebengedanke. In „Ghost“ und „Haunted“ war sie eine traumatisierte Frau, die die Technologie für das Überwinden ihrer Traumata benutzen konnte. Wie Susan. Und als Susan macht Echo hier auch klar, dass die Geschichte mit dem Prinzen stinkt. Antizipiert wird das Grande Finale natürlich dadurch, dass Susan selbst Messer und Schnittwerkzeuge, Alphas Signatur, am Körper trägt. Der Prinz ist ihr näher, als sie denkt. Dies ist fast schon meine Lieblingsantizipation einer Folge, die – ganz in Espenson-Manier – vor solchen Kniffs nur so trieft: Paul sagt es Loomis ins Gesicht, dass er ihr den Badge abnehmen wird, und vor Keplers Tür hat er ihn. Alpha hat Angst vor der Hand in den Stiegen, und Paul wird an ihr letztendlich scheitern. Und Märchen selbst als Triebfeder von Pauls (und unseren) Rettungsfantasien sind in „Ghost“, „The Target“ und „Man on the Street“ noch von jedem ahnungslosem Bystander als die offensichtlichste Motivation erkannt worden. Awww, wie ich solches Storytelling vermisst habe.

Aber Espenson sagt uns auch klar und deutlich, dass diese Antizipationen – so spaßig sie auch sind – als Geschichte über Charaktere Kontrollmechanismen darstellen. Susan weigert sich, das Märchen, dass ihr eine Rolle (und uns z.B. Paul und Boyd als Helden) zuwies, zu akzeptieren, und Susan d. Ä. gibt ihr den entscheidenden Tipp: Du kannst aus dem System nicht raus, nicht aus der Geschichte, so wenig wie aus dem Dollhouse, aber du kannst die Rolle die du drin einnimmst ändern. Du kannst selbst zum Prinzen werden. Wie der Psychopath auch. Die Ärztin kann zum Active werden. Dom kann zu Victor werden. Erschreckend, dass diese kraftvolle Emanzipations-Message (die z.B. Buffy in der sechsten und siebten Staffel auch immer wieder, aber vor allem in „Normal Again“ und „Storyteller“ mit Kawumm an unsere sicherheitsgeschulten Köpfe warf) verbunden wird mit dem Herz der Unterdrückung selbst, mit der Technologie, die den ganzen Scheiß erst ermöglicht, mit der Technologie, die dir erlaubt eine andere Rolle zu spielen als die, die dir ursprünglich zugewiesen wurde. (Geil, wie Geschlecht das erste und einzige ist, was Susan als den großen Widerspruch dieses Gedankenganges erkennt. Oh ja, this goes deeper than memory. Dollhouse ist in der Frage, wie das Geschlecht als narrativer Kontrollmechanismus operiert, wirklich eine aktualisierte und in gewissem Sinne explizierte Aufarbeitung von Dennis Potters „Blackeyes“.)

Cliffhanger

Dabei ist gerade dieser Kommentar über Narrative nicht nur eine sehr düstere Erkenntnis über Echo (und alle anderen Charaktere), er sagt auch was über uns als Zuseher aus. Wir gieren nach dem Narrativ, obwohl wir wissen, dass es ein Kontrollmechanismus ist. Der Cliffhanger und die vielen „Wie geht’s weiter?“-Fragen platzieren uns genau in diesem Rezeptionsdilemma. In völliger Schizophrenie endet eine Folge darüber, dass Geschichten uns kontrollieren und bestimmen, mit einem riesigen Verlangen nach einer Fortsetzung der Geschichte. Märchen sind doof, aber wie gehen sie aus? Mit wem können wir am Ende jubeln, wen können wir bemitleiden, wen hassen? Als ob die Serie mit ihrem moralisch völlig undurchdringlichen Geflecht an Beziehungen nicht schon oft genug darauf hingewiesen hat, dass wir hier einfach nicht die gleiche Identifikationsleistung schaffen können wie sonst im TV (auch wie sonst bei Whedon), lässt sie uns trotzdem in diesem Wunsch zurück. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mich das an den Rand des Wahnsinns bringt. Wie sehr ich mich dafür hasse, diese Serie zu lieben. Und wie sehr ich mir über alles, was ich selbst je darüber gesagt und projeziert habe, unsicher bin. Diese Unsicherheit derart masochistisch aufzudrängen ist vielleicht die stärkste Leistung, die diese Serie von mir abverlangt hat. Kudos und Danke.

Spekulationen und Randbemerkungen
  • Ist das Susan-Engagement eine Topher-Geschichte, oder eines jener Pro-Bono-Dinger, die im ursprünglichen Piloten noch fest Teil des Konzepts waren, aber in der tatsächlichen Serie mehr oder weniger verschwunden sind?
  • Wenn Dr. Saunders ein Active ist, warum ließ sie Alpha damals am Leben? War Proto-Whisky (also ihre Prä-Dollhouse-Person) seine große Liebe, weshalb er es nicht übers Herz brachte den Körper zu töten? Ist Proto-Whisky nun in Echo? Das alles würde nett erklären, dass die echte Dr. Saunders tatsächlich starb beim Alpha-Inzident, und eine zerschnipselte Doll (unbrauchbar für externe Missionen) schnell als Dr. Saunders programmiert wurde, um mit dem Aftermath zu dealen.
  • Enver Gjokaj. Meine Fresse, was’n Schauspieler.
  • Hat Topher auch mit Alpha mal Geburtstag gefeiert? An einigen Stellen schimmerte Topher in seinem Gehabe durch, und wir wissen, dass Alpha mit der Dollhouse-Technologie super umgehen kann. Würde nur Sinn machen, dass Topher nach dem Composite Event jetzt in Alpha durchdringt.
  • Was genau flüstert Adelle Boyd ins Ohr, als sie Victor mit Dom imprinten?

Donnerstag, 30. April 2009

Lektüre

Der whedonesque-Thread ist mal wieder spitze:

So here we are with everything we have been told about the Dollhouse and people are still saying it does good. So on one side we have people being condescending that anyone could criticize this show by asserting that it is presenting this kind of exploitation in a way that could be interpreted as saying it is ok, while at the same time we have people saying that the show is great because it has examples showing that this kind of exploitation can be ok and that creates gray areas. Neither group seems to see a problem here even while they are making these assertions on the same thread. Interesting.

Dienstag, 28. April 2009

Whedon-Fans.de

Jetzt erst entdeckt. Da gibt's sogar den ersten deutschen Dollhouse-Podcast. Bildet sich da womöglich sogar sowas wie ein deutschsprachiges Fandom?

Review: 1x10 „Haunted“

Bei whedonesque hat NYPinTA über Tophers Story in “Haunted” geschrieben: „He didn't tell Boyd because to say it out loud is what would make it sad. But being able to do it makes it cool. That's Topher.” Nicht nur ist das die perfekteste Zusammenfassung von Topher, die ich bisher gesehen habe, es ist auch ein Hinweis auf alles, was Dollhouse als Serie ausmacht. So wie vor zwei Wochen, als wir in „A Spy in the House of Love“ die epische Tragik dieser Leute bestaunt haben, ist es das tatsächliche aussprechen der Themen und Fragen, die dieser Serie zugrundeliegen, das die Sache erst so richtig traurig macht. Und, boy, war „Haunted“ traurig.

Dies liegt nun nicht nur daran, dass in den Händen von Jane Espenson (erstes Dollhouse-Script!), Maurissa Tancharoen (Whedon?) und Jed Whedon sogar die klassischste Whodunnit-Mord-ist-ihr-Hobby-Klischeestory irgendwie berührend umgesetzt wird, sondern auch daran, dass B- und C-Story zusammen mit dem Undercurrent der A-Story, der Frage nach dem ewigen Leben und der Kraft dieser Technologie, einfach ein super Paket abgeben. Sehr unterhaltsam, bis zu dem Punkt, wo ausgesprochen wird, wie traurig es ist. Für eine Stand-alone-Folge, nicht schlecht, mich fast zum Weinen zu bringen. Klar, der Big-Picture-Fanboy in mir hat gern Mythologie-Kolosse wie „A Spy…“ und freut sich auch gewaltig auf den kommenden Zwei-Teiler am Schluss der Staffel. Aber ein anderer Teil von mir liebt „Haunted“ dafür, was es ist: Ein sehr trauriger Moment auf einer langen Reise von traurigen Momenten, die sich mit dem „Wie geht’s weiter?!“-Prinzip allzu oft gegenseitig negieren. Schön, mal stehenzubleiben, und kurz umgeworfen zu werden.

Let’s SPOILER.

Das Ich im Du

Einer der schönsten Aspekte der Folge für mich war die Idee, dass das Dollhouse mit dem Bedienen von Fantasien auch dafür herhält, Menschen zu ermöglichen sich selbst in den Fantasien zu platzieren. Dies schwingt natürlich immer mit bei dem Konzept, aber diesmal wurde es in all seiner Traurigkeit ausgesprochen: Klient und Imprint sind diesmal ident, Margaret platziert sich selbst in Echo’s Körper. Dass dies das Thema ist, dass alle drei Storys zusammenhält, ergibt sich nicht nur daraus, dass Topher sich selbst in Sierra tut, das ergibt sich auch daraus, dass Paul seinen Hass und seine Wut in Mellie hineinsteckt, wildly. Boy, wenn man es ausspricht, ist es echt traurig.

Dies ist als Explizierung auch spannend, wenn man bedenkt wie Margaret und Adelle hier verbunden wurden. Adelle hat gerade letzte Woche aufgehört, sich selbst in Puppen zu verwirklichen. Es ist schon schön (und traurig), dass die Gemeinsamkeit zwischen Adelle und Roger, die uns als erstes aufgetischt wird, das Britischsein ist, und dass Adelle in ihrem ersten lichten Moment der fallenden Hemmschwellen in „Echoes“ dies als ihre aller-allererste Eigenschaft nennt. Während Margaret also zu einer große Selbst-Reflexion aufbricht, indem sie im Nachtod erfahren kann, was die Leute von ihr wirklich dachten, sitzt Adelle mittlerweile im Dunkeln und guckt auf Bildschirme, wo sie die Wahrheit über die anderen – in dem Fall: Topher – beobachtet. Ihre Offenbarungen und Öffnungen haben sich als Wunden herausgestellt. (Nett, dass Boyd im Hintergrund steht, den wir ja auch schon mal als jemand beschrieben bekommen haben, der sich nur um die Probleme anderer kümmert.)

Tod

Für eine stand-alone Folge ist es dann wiederum doch auch erstaunlich, wie stark sie sich an die bisherigen Themen anbindet, in dem Fall, an den Piloten, „Ghost“. Damals war Echo auch eine tote Frau (bzw. ein Amalgam aus einer toten Frau und so manch anderen Stückchen), und sie kam als Geist zurück um Peiniger ihrer Vergangenheit (in einem gewissen Sinne auch ihren Mörder) zu konfrontieren. Wie auch Sierra in „Needs“, wenn wir akzeptieren, dass ein Teil von uns (und Paul) den Wipe als Mord anzusehen, und das Eintreten ins Dollhouse als eine Art Tod zu deuten. Das Dollhouse ist der Ort, wo eine Fantasie wie das Leben nach dem Tod ausgespielt werden kann. Es selbst ist ja so eine Fantasie. Das Dollhouse ist wie das Bashford-Haus haunted, es wird von Geistern bevölkert. Unser Leben ist gebunden und gezwängt in die ewige Kausalität des Daseins, der Tatsache, dass unser Handlungen Konsequenzen haben, und wir zu ihnen stehen müssen. Dies wird auch oft Moral genannt. Die religiöse Deutung sagt, wenn du nicht gute Sachen hier tust, wirst du nach dem Leben Probleme haben. Was du tust, hat Auswirkungen. Und haben wir Gott höchstpersönlich (Adelle), der in „Ghost“ diesen ersten Dialog, dieses wichtigste aller Themensetting, abschließt, mit der Frage, was wäre, wenn die Handlungen endlich keine Konsequenzen hätten. In das Dollhouse einzutreten ist nicht nur eine Aufgabe von Macht, eine Unterwerfung (mal auf Latein aussprechen…), es ist auch (und das ist der Payoff!) eine Aufgabe von Verantwortung. Als ob der mühsame Part des Lebens vorbei wäre, in dem man immer gemessen und beurteilt wurde. Im Dollhouse lebt es sich völlig irrelevant.

Aus der Perspektive ist es auch das Paradies, der Garten Eden, wo Adam schon mal ausgezuckt ist, und Eva grad auf dem Weg dorthin ist. Und Victors Schlange schleicht auch herum. Die Actives sind Geister, laut Paul ermordete Wesen, mit denen er träumt Sex zu haben, nein, mit denen er sogar tatsächlich Sex hat. Die Technologie selbst ist herbei deutlich ambiger als die Fantasie, die das Dollhouse selbst darstellt. Denn Margarets Imprint schwebt in Datenbanken, kann kopiert, immer wieder reproduziert und aktiviert werden, eine Nachtod-Variation, die wir schon in „Man on the Street“ entdeckt haben, als Mynor seine Frau jährlich wiederauferstehen lässt. Das ist der Trick daran. Adelle weiß um diese Ambiguität, wenn sie sagt, dass es eine Illusion des Afterlife ist, und dass besagte Illusion (Pauls Traum z.B.) das Herz der meisten Beziehungen (zwischen Paul und Mellie z.B.) ist. Sie weiß aber auch, dass das Dollhouse selbst ein Ort der Wahrheit ist (wie sie in „The Target“ so schön ausführte): „Tricks are illusions. What we offer is truth.“ Aus diesem Zwiespalt kommt sie nicht heraus, dieser Widerspruch nagt an ihr. Sie ist 10 Jahre jünger als Margaret und – oddly – 15 Jahre älter. Sie verliert Margaret einmal, und gerät tatsächlich in die emotionale Zwickmühle am Ende, wenn sie sie noch einmal verliert, wenn sie sie umbringt, and jenem Ort, an dem sie schon – schmerzhaft – Dominic umgebracht hat. Dass Margaret am Ende fragt, ob ihr Leben an ihren Augen vorbeiziehen wird, damn, wenn das mal nicht einer der stärksten Moment dieser Serie bisher war. So literal, so wahr, und doch so falsch.

Konflikte

Was so ein fantastischer und widersprüchlicher Ort aber auch bieten kann, ist eben ein Ruhepol, diese sanitäre Sauberkeit und Konfliktfreiheit. Wir haben in den letzten Folgen gesehen, dass das Dollhouse selbst derzeit daran zugrunde geht, dass die interne Ordnung aufgehoben wird. Die Chefs sind auf Drogen, die Actives glitchen wie verrückt, Alpha schwebt im Hintergrund und innen drin gibt es Spione. Als Topher in „Gray Hour“ gesagt hat, dass die Actives sich da drin wohl fühlen, weil es so konfliktfrei ist, so wissen wir, dass derzeit alles nicht ganz so eitle Wonne ist. Topher selbst ist hierbei ein netter Gegenpol: Wie die Actives selbst, findet er die Welt draußen zu kompliziert, um echte Freunde zu finden. Draußen gibt es Alphas und konkurrierende Programmierer. Chaos. Er schickt sogar Ivy für die kleinsten externen Aufgaben wie Essen holen. Topher selbst sieht das Dollhouse noch immer als konfliktfreie Spielwiese an, wo er Geburtstag feiern kann. Für die Actives aber warten draußen nicht nur Konflikte aus ihrer Vergangenheit (vor ihrem Mord), also Ms. Penns Vergewaltiger, Priyas Vergewaltiger, Margarets Mörder (der – huch – sie auch mal gegen ihren Willen geküsst hat), es schwebt in der Wiederauferstehungsgeschichte auch die Möglichkeit, solche Konflikte zu lösen. Ms. Penn und Margaret konnten ihren Mord aufklären, die Sachen richtig stellen. Wenn das mal nicht eine mächtige Fantasie ist: Selbst im schlimmsten aller möglichen Fälle, kann das Dollhouse mit seiner Technologie die Möglichkeit bieten, die alte Ordnung, das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Die Technologie hat aber eine Kehrseite, da sie den Personen nicht wirklich die Möglichkeit von Closure geben kann. Closure mit kurz darauf folgendem Tod schießt etwas übers Ziel hinaus. Ms. Penn hat relativ wenig von ihrem Erfolg in „Ghost“ – sie bleibt tot. Auch Priya schafft es nur, grad noch weit genug von ihrem Peiniger zu entkommen, um einzuschlafen. Und Margaret kann die Früchte des wiederhergestellten Gleichgewichts nicht mal bis zur Staatsgrenze genießen, bevor sie von Adelle wieder gelöscht wird. Für die Imprints ist (wie für die Actives) die eigentliche Fantasie wahr geworden: Für sie haben diese Handlungen keine Konsequenzen, weil das Dollhouse eben diese negiert. Nur draußen, in der wirklichen Welt, bleiben die Spuren übrig. Wie bei Paul.

Paul

Ich war mir ja von Anfang an darüber im klaren, dass Dollhouse als Text wie Buffy Staffel 6 gelesen werden soll. Joss hat uns das quasi aufgetragen. Aber es ist schon bezeichnend, dass wir dort nach 6 Jahren zu Momenten gekommen sind, von sowas wie einer „Dark Willow“ reden zu können, und uns über die epische Dunkelheit und Tragik der Situationen zu befragen. Bei Dollhouse sind wir bei Folge 10 schon bei einem Dark Paul angelangt. Ein Dark Paul, dessen Handlungen und Gefühle mich ehrlich gesagt sprachlos lassen. Wenn es einen Beweis dafür gibt, welche Art von Konsequenzen diese Technologie da draußen anrichtet, dann ist es Pauls Story. Seine thematische Breite ist dabei mindestens so beachtlich, wie seine thematische Tiefe: Er ist nicht nur an dem Punkt angelangt, Mellies völlig klischeehaften (aber mit dem Wissen darum, was sie ist, unfassbar traurigen) Monolog als Turn-on zu empfinden, seinen Hass und seine Wut auf die Situation, das Dollhouse und sich selbst, sexuell an ihr auszuleben, nein, neben dieser Feststellung, er sei ein Klient, ist Paul natürlich auch als Audience-Anker ein Active. Im Verlauf der Serie sehen wir nämlich nichts weiter als eine Projektionsfläche für uns wie für das Dollhouse, die Schritt für Schritt (statt in einer Sekunde) imprinted wird.

Paul fängt als Puppe an (erster Satz über ihn: „You have been assigned to the case designated ´Dollhouse´…”) und wird seither Schritt für Schritt von den außerweltlichen Konsequenzen der Technologie geformt. Von Alpha, der immer noch das gefährlichste Resultat der Technologie darstellt, und der massiv als das „Außen“ des Dollhouses markiert ist. Von Lubov und den damit verbundenen Kugeln. Von Echo und November, die ihm auch sagen, dass jemand von außen eine „person inside“ hat. Paul erinnert uns ständig daran, dass das Dollhouse keine hermetische Institution ist, dass sie weit über die Überwachungskameras und Fernsehkameras hinaus einen emotionalen Einfluss auf die Welt hat. (Wie Boyd, als er Adelle fragt, was es für globale moralische Konsequenzen hätte, wenn das Dollhouse tatsächlich das anbieten würde, was es anbietet.) Wie wir Zuseher wird Paul Schritt für Schritt compromised und verletzt. Joss weiß, was er uns antut, denn er zeigt es uns mittels Paul. Sex mit Actives? Passend, wie eine der größten Fandebatten seit Anbeginn der Serie immer schon war, wie Joss im TV über Ausbeutung philosophieren kann, wo er doch selbst Eliza ständig sexy herumstolzieren lässt. Diese Zuseherfantasie ist materialisiert in Paul. Wie auch die Fantasie, Echo zu retten. Dass gerade seine Story also auf einen emotional vernichtenden schwarzen Punkt hinkulminiert, macht mir ehrlich gesagt Angst. Da ist also der kompromittierte Zuseher, der sich seiner Komplizenschaft bewusst wird. Da ist es also wieder, das Ich im Du.

Spekulationen und Randbemerkungen
  • Topher erhält hier einen sehr netten Claire Saunders-Vibe: Er verlässt das Haus nicht.
  • War das ein kleiner Echo-Glitch, dass sie die Sprache im Testament verjugendlicht hat?
  • Dobber ist nun auch ein Joss Whedon-Hattrick: Nach seinem Angel-Auftritt und Bad Horse, nun auch in einer dritten Whedon-Produktion. Nur wenige Schauspieler haben diese Ehre.
  • Onkel Billy war auch großartig gecastet. Ja, das war der Sheriff aus Fireflys „The Train Job“.
  • Waren das alles November-Imprints in der FBI-Datenbank? Wie kann das Dollhouse solche Spuren hinterlassen? Und wer hat sie gelöscht?

Mehr Dark

Wenn man nur den ersten Satz liest, kommt man schon in's Schlucken:

She revealed if the show returns for a second season, Joss has the idea of having the show go dark. Not necessarily just in tone, but in how the show physically looks (sets etc).

Link

Sonntag, 26. April 2009

Oh, we tune

Nice:

Each of those first few weeks gave us Echo in a new outfit (here she is as innocent school girl, here a leather and chains dominatrix, here as sporty action chick). But it all seemed... kind of cheap. Shallow. Not up to the cleverness of Whedon's previous work.

And then I got it. And when I got it, I was embarrassed that it took me so long to get it.

Dollhouse is meta-fiction. The whole show, and I mean the whole show, is commentary. It's not about guys with a brain washing machine who can make someone behave how they want. It's about what it means that guys with a brain washing machine use that device to satisfy shallow, mostly sexual, fantasies.

And the commentary doesn't extend just to the device of the show. Whedon is reflecting on what it means to have a television show. The brain washing device is an analog for television that's as old as the medium. Give someone a chance to build a whole program full of new characters and what will they make? Mostly characters that are a reflection of their creators or which define some "dream girl / dream boy" who meets their needs and has no internal demands. Easy sex, eye candy, and no commitments. Tune in next week.


Link

Lem

Eine Schallplatte, auf der Engelsgesänge aufgezeichnet sind, ist moralisch nicht um ein Haar besser als eine, auf der Zeter- und Mordiogeschrei ertönt.
Stanislaw Lem, "Die Stimme des Herrn"

Dienstag, 21. April 2009

Lektüre

Ein wirklicher guter Text von jemandem, der Buffy nicht mochte, aber in Dollhouse einen mutigen Versuch eines Feministen sieht, die dunkelsten Metaphern von Unterdrückung und Komplizenschaft zu erforschen. Well worth a read.

Freitag, 17. April 2009

Review: 1x09 „A Spy in the House of Love“

Okay, irgendwann verliert man seine Glaubwürdigkeit, aber das ist wohl der Preis den man zahlen muss. Also dennoch: So großartig ich jede verdammte bisherige Folge fand, so viel ich auch Spaß hatte an allen Themen, Subtexten und Ideen, so toll, schön, verstörend und wahnsinnig diese Serie auch bisher war, nichts kommt an die Sensationalität heran, die diese Folge war. Es gibt keine Grenze nach oben, wir steigen höher, fallen tiefer und weinen härter als je zuvor, und all das, weil irgendwelche Neuling-Schreiblinge meinen, in einem Joss Whedon Universum sich austoben zu können. Diese Serie wird unser Untergang sein. Hiernach kommt nichts mehr.

Es wird mir nun auch immer klarer, was die Leute, die wissen wohin das alles geht, meinten, als sie sagten, dass die zweite Staffelhälfte so viel Plot, Twists und Wahnsinn auf uns wirft, wie mehrere Jahre Buffy. Allein, was in dieser Folge passiert, erscheint mir so unmöglich in 50 Minuten zu erzählen, dass ich mich wundere, dass das nicht ein Vierteiler ist. Aber Andrew Chambliss kann sowas in 50 Minuten packen. Er kann binnen einer Folge romantische Komödie, romantische Tragödie und Agenten-Thriller als Genres durchdeklinieren, und dabei nicht bei einer postmodernen Fingerübung verbleiben, sondern nebenbei auch noch die heftigsten Charakter-Momente, Plot-Twists und Overall-Arc-Entwicklungen bisher einpacken. Ehrlich, ich habe von dieser Serie viel erwartet, vor allem, weil ich mich über ein Jahr lang mit den Prämissen, ihren Subtexten und Joss‘ bisherigem Zugang zu ihnen beschäftigt habe, aber ich bin ehrlich an dem Moment angekommen, wo ich einfach nichts davon vorhersehen konnte, was sie uns hier an den Kopf werfen. Und das alles formal mit derartig fantastischem Storytelling bewerkstelligt, dass ich nur den Kopf schütteln kann, um das alles abzuwerfen. Bevor es mich erdrückt.

Nach zwei Folgen, die die interne und externe Ordnung des Dollhouse beleuchtet haben, nachdem unser Gefühl für die Verhältnisse und die Beziehungen also relativiert wurde, wird es nun Zeit an die „Man on the Street“-Epik anzuschließen.

Auf zur SPOILER-Section in the Blog of Love.

Vertrauen

Oder an die “The Target”-Epik. Hat uns die zweite Folge Boyds Bindung an Echo für alle Zeit verkauft, hat sie perfekt etabliert, dass das Trust-Script bei den beiden anders funktioniert als üblich, und dass Boyds Instinkt Echo zu beschützen jenseits dieses Scripts abläuft, so werden wir hier in der Eröffnungsszene (auf die wir in der Schlussszene natürlich zurückkommen) auf die Frage des Vertrauens geführt. Vertrauen, das zu Schmerzen führt. Dass Actives, die ultimativ Untergebenen im Dollhouse, draußen niemals im S&M-Kontext untergeben sind, ist nur eine nette Facette des Dollhouse: Die Sicherheit der Actives lässt sich nur bewerkstelligen, wenn sie selbst die Peitsche in der Hand haben. Klar sind Boyd und Dom als große Sicherheitsfiguren auch dazu da, aber es bleibt ein externes Rest-Risiko offenbar, eine Lücke, die Boyd und Dom nicht schließen können, weswegen es diese Policy geben muss.

Vertrauen ist als Thema natürlich weit jenseits der Boyd-Echo-Bindung relevant, ist es doch das Vertrauen, dass Adelle in Dom hat, das zu Schmerzen führt (seelisch am Bett, und körperlich mit der Schusswunde), und ist es doch das Vertrauen, dass Paul in die Messages hat, das ihm den Schmerz zufügt, mit einem Active zu schlafen. Es ist das Vertrauen, die implizite Gesellschaftsordnung, dass Identitäten und Beziehungen das sind, was sie vorgeben zu sein, das das Funktionieren der Ordnung erst ermöglicht. Hierarchien und Loyalitäten basieren auf dem Vertrauen, dass sich jeder an die Verträge hält und sich über die Konsequenzen etwaiger Verletzungen bewusst ist. Nachdem wir also in „Echoes“ und „Needs“ gesehen haben, dass die Ordnung gar nicht so stabil ist, wie alle und Adell meinen, ist es nur schlüssig, jetzt zu zeigen, wie denn die hidden loyalties eigentlich wirklich verlaufen, und welchen Schmerz diese Brüche intern auslösen. Das Dollhouse ist am Abgrund, da es korrumpiert wurde. Es gibt einen Spion.

Boyd und Dom und Paul

Dabei finde ich es am faszinierendsten, dass gerade Boyd, unser aller liebster Retter und Held, so sehr mit dem tatsächlichen Spion Dom in Verbindung gebracht wird. Es ist seine Bindung zu Echo, die die Bindung zwischen Dom und Adelle parallelisiert, und es ist er, den Topher für den Spion hält. Boyd übernimmt auch Doms Position am Ende. Dass die beiden Herren die zwei Seiten einer Medaille sind, zeigt sich an Echo: Während Boyd gelernt hat, dass Vertrauen ein bilaterales Gefühl ist, sieht Dom Vertrauen nur als Einbahnstraße. Während Dom Echo in „True Believer“ umbringen wollte, weil sie eine Gefahr für die Sicherheit des Dollhouses war, hat Boyd sie aus den Flammen gerettet. Außerdem ist Boyd auch in einem anderen Sinne einer Weiterentwicklung von Dom, da er ein Ex-Cop ist (wie Paul), während Dom noch immer für die Regierung arbeitet. Netter Nebengedanke: Paul symbolisiert dabei also den Übergang von Dom zu Boyd – er ist die Geschichte dieser Entwicklung. Während Paul-als-Cop und Dom-als-Cop jeweils Echo eingeordnet und bewertet haben (als Damsel in Distress hier, als Sicherheitsbedrohung da), ist Trans-Cop Boyd wie Trans-Cop Paul vom System vereinnahmt worden und mitten im ethisch zwiespältigen Treiben: Boyd sieht sich als Killer und Pimp mit philanthropem Beigeschmack, aber Komplizenschaft (schön, wie er stillschweigend Doms Löschung beiwohnt), Paul wird auch zum Komplizen, wenn er Mellies Message aufsitzt und das tut, was er immer bekämpft hat: Einen Active zu küssen, Teil der Klientel zu werden. Als ob es nicht schon so kompliziert genug wäre.

Paul

Dabei ist der Twist, dass Paul von Mellie die Message bekommt, und sie danach küssen muss, um die Charade (das Vertrauen, dass er immer noch der ist, für den Mellie ihn hält) schlicht episch. Sein Gesichtsausdruck bei diesem Kuss, der Ekel der ihn befällt, lässt sich kaum in Worte fassen, und es hilft dabei gar nicht, dass wir Paul kurz vorher als stammelnden Verschwörungstheoretiker vor seiner großen Conspiracy Wall gesehen haben. Was das Dollhouse bzw. der Spion mit ihm vorhat ist immer noch nicht klar: Wie Mellies Message mit der Wand zusammengeschnitten wurde hatte schon starken Keyser Soze Beigeschmack, und die Timeline der Folge beantwortet nicht eindeutig eine sehr zentrale Frage: Wenn alle vier Imprints der Folge entstanden sind, nachdem Topher den Chip aufgrund der Ereignisse in „Needs“ gefunden hat, dann kann der Chip kaum was mit den Messages zu tun haben. Selbst wenn der Chip von Dom ist, ist diese Mellie-Message höchst fragwürdig als seine anzusehen. Wir wissen, dass der Insider Paul angeblich braucht um herauszufinden, was der Zweck des Dollhouses ist. Selbst angenommen, Paul hätte mehr Chancen darüber was herauszufinden als der fucking Head of Security der tatsächlich innen arbeitet, erscheint es mir völlig unlogisch, dass er diesen Weg der Kommunikation wählen würde. Nicht nur im Sinne von, dass es einfachere Wege gäbe, derartige Messages zu überbringen, sondern auch, dass genau das passieren könnte, was passiert ist: Dass es jemand herausfindet. So riskant und dumm schätze ich Dom nicht ein.

Topher und Adelle

Okay, dann auf zu meiner verrückten Verschwörungstheorie. Das ganze Spiel wurde von Adelle und Topher inszeniert. Wenn wir uns an „Man on the Street“ zurückerinnern, so war es Topher der im Gegensatz zu Boyd etwas von Echos Imprint wusste, und das auf Anordnung von Adelle. Meine Theorie ist folgende: Seit „True Believer“, der allerersten Handlung, die Dom hinter Adelles Rücken vollzog, vermutet Adelle, dass er unsauber ist. Ihr kleines Spielchen mit Paul (ihn seinen Job loswerden zu lassen, und ihn in den psychischen Abgrund zu stürzen mit der Echo-Message) musste also unter Verschluss ablaufen, da sie nicht sicher sein konnte, wie ein potentieller Regierungsspion darauf reagieren würde. In „Echoes“ gab es diese merkwürdige Szene am Ende, wo Adelle und Dom peinlich berührt waren, obwohl sie sich die ganze Folge lang nicht gesehen haben. Dies war meiner Auffassung nach, weil Adelle Überwachungsaufnahmen von Rossum gesehen hat, wo Dom Echo gegenüber zugibt, dass er sie umbringen wollte. Ihre Vermutung, dass er dem Dollhouse mehr schadet als nutzt verdichtet sich. In „Needs“ hält er seine Pets-Rede und verdichtet noch mehr. Die Ereignisse in „Needs“ bieten ihr und Topher nun die perfekte Möglichkeit, Dom ans Tageslicht zu bringen. Man hat eine perfekte Entschuldigung dafür, warum man einen Chip „entdeckt“ hat (den niemand dort hinterlassen hat), und der wichtigste Aspekt der Charade ist, dass Adelle weggeht und Dom in charge lässt. Nur so kann er einen Fehler begehen und im Versuch, die Schuld wem anderen zuzuschreiben, seine Herkunft offenbaren. Und tatsächlich, ihr leeres Büro war der Ort des alles auflösenden Telefonanrufs. Und tatsächlich, nimmt sie keine Anrufe vom Dollhouse entgegen, weil sie weiß was los ist, und weil sie weiß, dass sie nicht intervenieren darf, weil Dom sonst keinen Fehler begehen wird. Topher sagt dabei lustigerweise niemals, dass der Chip NSA ist, er spekuliert, was der Chip machen könnte, hat aber keine Ahnung. Erst Dom schickt Sierra in die NSA um platzierte Beweise zu finden, und offenbart sich dadurch. Topher und Adelle: Well played.

Dies erklärt auch, warum Mellie Paul eine weitere Message bringen kann. Dies war einfach yet another Topher/Adelle-initiierter Imprint, der einfach nichts mit Dom oder dem Chip zu tun hatte. Nicht ganz erklären kann ich mir Tophers Gespräch mit Boyd über den Chip. Wollte sie auch bei ihm kurz nachfühlen? Bestand auch über seine Loyalität Zweifel? Immerhin hatten wir mehre Szenen bisher, die auch seine Loyalität in Frage gestellt haben (In „Ghost“, als er Adelle anfleht Davina zu retten, in „Man on the Street“, als er hinter ihrem Rücken Hearn fasste, in „Needs“ als er ein bisschen zu besorgt um Echo war). Boyd stellt das Wohl der Actives über das des Dollhouse, er ist als Spiegelbild von Dom eine andere Art von Gefahr. Vielleicht wollten Topher und Adelle das kurz mit dem Gespräch ausreizen, sehen wie weit er geht. Aber ganz hängt die Theorie an der Stelle nicht zusammen. Auch inwieweit Topher involviert war ist noch nicht ganz klar, da er auch genuin überrascht sein könnte über den Chip. Einzig seine Komplizenschaft beim Echo-Imprint in „Man on the Street“ suggeriert, dass er im Boot war. Auch unklar ist, warum Adelle (oder die NSA, for that matter) Paul sagen würde „Our person inside has been captured. This is the last time you will hear from us through a doll.“ noch bevor Dom aufgeflogen ist. Da Ivy den November-Imprint vollzogen hat, und sie auch der Sündenbock war, ist es natürlich auch möglich, dass Ivy und Dom beide NSA sind. Es würde Sinn machen, einen Tech-Menschen einzuschleusen, und wenn Dom Ivy „enttarnt“ und „bestraft“ wäre die Charade von NSA-Seite ja auch perfekt. Auch machen die tatsächlichen Messages (von wegen „You can’t tell Mellie about this“) mehr Sinn, wenn sie von der NSA kommen, als von irgendeinem absurden Adelle-Plan. Und Dr. Saunders und Boyd sind auch noch immer voll im Rennen. So here I am, ahnungslos und Hals-über-Kopf in Spekulationen verstrickt. Ich liebe diese Show.

Adelle

Ist aber auch alles nicht so wichtig, denn schließlich hatte die Folge ja neben diesem Spionage-Plot ja auch den für mich seit einem Jahr herbeigesehnten Reveal, dass Adelle Miss Lonelyhearts ist, und selbst mit Actives schläft. Auch eine Anbindung an „Man on the Street“: Hearn fragt sie, ob es denn besser ist, Actives zu vergewaltigen, wenn sie selbst überzeugt davon sind verliebt zu sein. Offenbar schon. Adelle begeht im Endeffekt das Verbrechen, für das sie Hearn umgebracht hat, und ihr kleiner Trip mit Roger zeigt uns auf wunderschöne Art und Weise wie dunkel und beschädigt ihre Psyche ist. Eine Liebesbeziehung als Fechtkampf, und das Bedürfnis, selbst in intimen Momenten Menschen auf Distanz zu halten. Adelle verliert ihre Fassung, sie verliert ihre Liebe und sie will natürlich nichts davon zugeben. Ihr Vertrauen wurde missbraucht. Sie nimmt diesen Schmerz auf, und bleibt aber bei der stoischen Ader, keine Schwäche zu zeigen. Eine Schusswunde? Was für ein Klacks. Sie steht da und sieht zu wie Dom seine (für sie gerechte) Strafe erhält. Was sie aber tatsächlich etwas aus der Fassung bringt, war Echos Engagement. Haben wir in „Man on the Street“ explizit gesehen, dass sie fasziniert ist von Echos Weiterentwicklung, so wird das hier nochmal reiteriert.

Echo

Dabei ist nach all dem Schütteln, das die Dollhouse-Ordnung in den letzten Folgen erlebt hat, umso erstaunlicher, dass Echos Agieren ein kollaboratives ist. Sie begibt sich freiwillig in den Stuhl und rettet das Dollhouse. Das ist nicht das, was wir uns in unserer großen Revolutions-Fantasie ausgemalt haben. Dies kann natürlich an einem grundlegenden Missverständnis liegen, nämlich dass Echo natürlich nicht „kapiert“, wem sie hier bei was hilft, dass sie mehr oder weniger Tophers Leid als einfach das nimmt, was es ist: Leid, dem geholfen werden kann. The Big Picture, dass es die durch sie wiederhergestellte Stabilität im Dollhouse ist, die sie unterwirft, sieht sie nicht. Echos Begehren zu helfen besteht also auch nach Dr. Saunders‘ Experiment in „Needs“, aber Adelle versteht natürlich, dass dieses Bedürfnis, so lange Echo das Big Picture nicht kennt, keine Gefahr, sondern ein Bonus ist.

Ich frage mich hierbei jedoch: Was hat Echo genau gewollt? Ihre Hilfe hat sie angeboten, weil Topher litt, ja, aber Topher litt, weil (und das hat Echo genau gesehen) Dom ihm wehtat, und Adelle kapiert sofort, dass Echos Selbst-Schutz die Grundlage für den Dollhouse-Schutz war. Komplizenschaft ist als Thema der Serie und der Folge natürlich schon immer sehr ambig dargestellt. Boyd, der coole, ist Komplize. Paul, der coole, ist nun quasi Komplize. Auch Dr. Saunders, die coole, ist Komplizin. Und nun auch Echo. Und das so kurz nachdem unsere Fantasien von Ausbruch und Freiheit angestachelt wurden. Damn, ist diese Serie nasty.

Spekulationen und Randbemerkungen
  • Dr. Saunders, hach, verlässt nie das Dollhouse. Und sie war, hach, nicht in „Echoes“. Aber warum sucht sie mittels meetcute.biz Dates, wenn sie das Haus nie verlässt?
  • Die Musik, großartig. Wie Alias/24-spy thriller mit dem James Bond Übergang zur romantischen Komödie und dann zur Tragödie wird, herrlich.
  • Der Ozean während der gesamten Balkon-Szene ist ein gefrorenes Gemälde. Dies ist so schlecht, dass ich es fast nur als Genre-Kommentar deuten kann.
  • Die Interviews, ganz in Fireflys „Bushwacked“-Style, waren großartig. Wie man da unterwegs nochmal schnell die moralischen Positionen aufspannt in einer so schon vollgepackten Folge ist atemberaubend.

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